Muhr und die Geschichte seiner Herrschaften

(Die Wappen v. l. n. r.: Muhr a.See - von Wülkenitz (um 1815) - von Le Suire (1840) - von Lentersheim (1430 - 1799) - von Danckelmann (1820 - 1840) - von Hardenberg (1803 - 08) - von Muhr (1169 - 1556) )

 
Herren von Muhr
Nach mündlicher Überlieferung sollen Angehörige dieses Adelsgeschlechts bereits im 7. Jahrhundert im heutigen Gemeindegebiet ansässig gewesen sein. Namentlich wird das Geschlecht, das zu den ältesten Geschlechtern Frankens zählt, erstmals im Jahr 1169 mit "Hertwic de Moere" als Ministeriale des Eichstätter Bischofs genannt. Mit "Ministeriale" sind Adlige gemeint, die im Dienst des Bischofs stehen und dessen Güter verwalten. 1270 heiratete Anna von Mur Conrad von Lentersheim und erbte Neuenmuhr. Unter den Ministerialen des Hochstifts Eichstätt nahm das Muhrer Adelsgeschlecht eine besondere Rangstellung ein. Sie waren Zeugen, Schieds- und Vertrauensleute, verschiedene hohe Würden wurden ihnen zuteil. 1538 starb Wilhelm von Mur als letzter seines Geschlechts ohne männliche Nachkommen. Seine einzige Tochter Anna von Mur heiratete den Amtmann von Windsbach, Claus von Heßberg zu Eishausen und starb 1579. Mit ihr war das Geschlecht derer von Muhr endgültig erloschen. In der Altenmuhrer Kirche, die sicher auch Grablege der Herren von Muhr war, ist kein Epitaph dieses Geschlechts mehr erhalten. Man findet weder in der Kirche noch am Schloss einen Hinweis auf dieses alte fränkische Geschlecht, ausgenommen ein kleines Wappen auf einer Wappentafel im Treppenhaus des Altenmuhrer Schlosses.

Herren von Lentersheim
Bereits 1270 kam Neuenmuhr durch Heirat in den Besitz der Herren von Lentersheim. Nach dem Aussterben der Herren von Muhr fiel Altenmuhr ebenso wie viele weitere Güter in den umliegenden Orten des mittleren Altmühltales in den Besitz der Adelsfamilie derer von Lentersheim. Nach alter Überlieferung sollen sie mit den Herren von Mur "einerley Ursprungs und herkommens seyn". Die Verwandtschaft wird auch im Wappen sichtbar, da die Herren von Muhr "zwey Mauerbrecher (zwei Armbrustschäfte)" und die Herren von Lentersheim rote und weiße Steine im Wappen hatten. Bereits am Hofe des Kaiser Otto III. soll im Jahr 997 ein Hans von Lentersheim in Erscheinung getreten sein. Ab Beginn des 11. Jh. wurden die Herren von Lentersheim immer wieder in Turnierbüchern genannt. Über 500 Jahre hinweg bestimmten sie ganz oder teilweise die Geschichte von Alten- und Neuenmuhr. 1416 bestätigte Conrad von Lentersheim, Altenmuhr und dazugehörige Güter als Lehen empfangen zu haben. Siegmund von Lentersheim zu Neuenmuhr bestätigte 1497, dass er von Bischoff Gabriell von Eichstätt seinen Teil an Neuenmuhr als Lehen erhalten hatte. Veit von Lentersheim zu Neuenmuhr, Siegmunds zweiter Sohn, um 1462 geboren, zählte zu den bekanntesten Familienmitgliedern. Er begleitete Kaiser Maximilian I. auf seinen Kriegszügen und soll ihn einmal aus Lebensgefahr gerettet haben. Zum Dank dafür erhielt er die Veste Wald bei Gunzenhausen als Lehen und durfte seitdem die "Treuhand" im Wappen führen. Mit dem Markgrafen von Ansbach reiste er 1525 nach Wittenberg, um Dr. Martin Luther zu besuchen. Gemeinsam reisten sie zum Schwabacher Konvent und zum Reichstag zu Augsburg. Nach seiner Rückkehr führte er in Neuenmuhr, Laubenzedel und Berolzheim die Reformation ein, er selbst aber blieb dem Katholizismus treu. 1799 starb mit Wilhelm Friedrich Gustav von Lentersheim der letzte männliche Spross der Familie. Alten- und Neuenmuhr fiel als erloschenes Lehen an das Haus Brandenburg-Onolzbach zurück. Mehrere Familienmitglieder haben ihre letzte Ruhestätte in der St. Johanniskirche Altenmuhr gefunden, kunstvolle Epitaphien, darunter einige von dem bekannten Bildhauer Loy Hering zeugen heute noch davon.

Freiherr von Hardenberg
Nach dem Aussterben derer von Lentersheim fiel Alten- und Neuenmuhr an den Markgrafen von Ansbach zurück. Später wurde die Markgrafschaft an das Königreich Preußen verkauft. 1803 erhielt der preußischen Minister Freiherr Karl August von Hardenberg "für besondere Verdienste" die Güter als Lehen. Der neue Schloßherr hielt sich aber nur selten in seinem neuen Besitz auf. 1809 wechselten die Güter an den preußischen Freiherr von Wülkenitz.

Freiherr von Wülkenitz
Am 25. August 1809 erwarb der königlich preußische Kammerherr Otto Heinrich von Wülkenitz Alten- und Neuenmuhr. Schon 1813 veräußerte er den Besitz an das Königreich Bayern. Dort versuchte man erfolglos, die Güter alsbald wieder loszuwerden. Es existierten bereits erste Gedanken, die beiden Schlösser Alten- und Neuenmuhr abbrechen zu lassen und den Julienberg zu verkaufen. Erst im Jahr 1825 konnte dann mit dem Freiherrn von Danckelmann ein Käufer gefunden werden.

Freiherr Karl Friedrich von Danckelmann
Nach langen Preisverhandlungen erfolgte am 17. April 1826 die förmliche Besitzübergabe an den russischen Kollegialrat Freiherrn von Danckelmann. Er renovierte und veränderte das Altenmuhrer Schloss; in seiner Zeit wurden aus heutiger Sicht die letzten grundlegenden Veränderungen vorgenommen. Beginnend in den Jahren 1834/1835 ließ er das Neuenmuhrer Schloss wegen Baufälligkeit abbrechen. Nach dem Tod seines Sohnes und einer seiner Töchter wurde seine zweite Tochter Adolphine die alleinige Erbin des Besitzes. Sie heiratete 1840 den ehemaligen Bayerischen und Griechischen Kriegsminister General Georg Wilhelm von Le Suire.

Familie von Le Suire
Die Familie von Le Suire stammt aus der Gegend von Loudun, Mittelfrankreich und wurde dort um 1406 erstmals erwähnt. Zum Protestantismus übergetreten musste einer von ihnen, Daniel von Le Suire, 1670 nach Deutschland fliehen und wurde vom Fürsten zu Öttingen-Wallerstein aufgenommen. Dort bekleidete die Familie in Folge verschiedene Ämter als fürstlich öttingen-wallersteinsche Beamte und Offiziere. 1820 erhielten sie vom bayerischen König Maximilian I. Joseph unter Berufung auf ihre frühere adelige Stellung den erblichen bayerischen Adel. General Georg Wilhelm von Le Suire (1787-1852) ging mit dem Bayerischen Prinzen Otto nach Griechenland und wurde dort griechischer Kriegsminister und nach seiner Rückkehr in München bayerischer Kriegsminister. 1840 heiratete er in zweiter Ehe Adolphine Danckelmann. Sein Sohn Günther Julius Wilhelm Friedrich von Le Suire, geb. am 21. Oktober 1846 in Ansbach, war kgl. Bayerischer Kämmerer und Generalmajor, Rechtsritter des Johanniterordens. In Zeiten seiner militärischen Laufbahn war er u.a. Adjutant des Prinzen Arnulf von Bayern und des Prinzen Leopold von Bayern, zuletzt Kommandeur der 2.Kavalleriebrigade in Augsburg. Er starb am 17.Juli 1906 in Altenmuhr und fand dort seine letzte Ruhestätte. Sein Sohn Günther Adolf Karl (Günther II) von Le Suire (1880-1950) kgl. Bayerischer Kämmerer, Rittmeister i.R. und Ministerialdirektor nahm von 1919-1920 an den Friedensverhandlungen von Versailles und London teil. 1975 wurde der Besitz von seiner zweiten Frau, einer geborenen Marie Elisabeth von Esebeck, seinem Sohn Walter Wilhelm Giselher übergeben, der bis zu seinem Tode im Jahr 2002 mit seiner Frau Karoline auf dem Schloss lebte. 1990 hat deren Sohn Andreas von Le Suire das Schloss mit Gutsbesitz sowie dem dazugehörigen Julienberg übernommen.

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